Donnerstag, 25. Februar 2010

Italiens neuste Peinlichkeit - Emanuele Filiberto in San Remo

Das Festival von San Remo ist das wichtigste Musikfestival Italiens. An fünf Abenden tragen die Künstler ihre Lieder vor. Die Jury, bestehend aus einer Expertenjury und einer repräsentativen Laienjury entscheidet abendlich, wer weiterkommt und wer nicht.

Dieses Jahr hat der "italienische Prinz" Filiberto am Festival teilgenommen. Filiberto ist der Nachkomme der italienischen Königsfamilie. Zur Erinnerung: Sein Uropa Vittorio Emanuele III hat Mussolini zum Ministerpräsidenten ernannt. Sein Opa Umberto II wurde nach dem Kriegsende ins portugiesische Exil geschickt und da dieser die Republik Italien nie anerkannte, wurde ein Einreiseverbot über die Königsfamilie inklusive Nachfahren verhängt. Sein Papa Vittorio Emanuele hat von seiner Yacht aus einen Deutschen, der sich auf einer anderen Yacht befand, erschossen. Vittorio wurde vom Mord am Touristen freigesprochen. 2002 wurde das Einreiseverbot des ehemaligen Adels aufgehoben, was die Familie dazu veranlasste, nach Italien zurückzukehren. Schon bald fordert die Familie eine Entschädigung von Italien über 260 Millionen Euro wegen 57 Jahren des Exils.
Und jetzt ist Filiberto in San Remo mit einem Lied aufgetreten, dessen Melodie aus "Somewhere over the rainbow" und anderen Liedern zusammengeschustert ist. Mit von der Partie: Irgend so ein Tenor und Pupo, ein angealterter Schlagermusiker, dem jedes Mittel recht ist, um seine Spielschulden zu bezahlen. Das Lied war grässlich. Eine Werbespot für den armen, verstoßenen Ex-Adligen, der so gerne Prinz wäre. Ich war richtig stolz, als das Lied nur einen mickrigen Punkt bekam und das Trio somit raus war. Doch durch ein Televoting kann ein Künstler wieder in den Wettbewerb gewählt werden und das hat doch zufälligerweise unser Möchtegern-Prinz gewonnen.
Wieder im Rennen, hat Filiberto gleich zweimal die Festivalsregeln gebrochen:
1. Er hat den Text des Liedes geändert.
2. Er wurde bei seinem neuen Auftritt vom Trainer der italienischen Fußball-Nationalmannschaft vorgestellt, was für Sympathie sorgte.
Das hat gereicht, um unter die letzten drei des Festivals zu kommen. (Merkwürdig, denn im Saal haben die Leute gepfiffen und das Orchester hat die Partituren zerknüllt und als Protest auf die Bühne geworfen). Zum Glück hat er nicht gewonnen. Was mich eigentlich wundert, denn wir sehen schließlich tagtäglich, wie prächtig man sich in Italien mit dem nötigen Kleingeld und der nötigen Macht, die von Filiberto im Text angemahnte "Gerechtigkeit" und den "Respekt" erpressen kann.
Leider ist das Lied nicht mehr auf youtube, doch ich will euch die Übersetzung des Textes nicht vorenthalten. Es heißt "Italia, amore mio" oder doch eher "Glaubensbekenntnis eines Edelmannes"?

Pupo: Ich glaube immer noch an die Zukunft, an Gerechtigkeit und an Arbeit,
an das Zusammengehörigkeitsgefühl in unseren Familien.
Ich glaube an Traditionen eines Volkes, das nicht aufgibt,
und leide unter den Sorgen einer Person die nur wenig oder nichts hat.

Filiberto: Ich glaube an meine Kultur und an meine Religion,
deshalb habe ich keine Angst meine Meinung zu sagen.
Ich spüre das Herz eines geeinten Italiens stärker pochen,
das sich heute unbeschwerter in seiner Geschichte spiegeln kann.

Canonici: Ja, heute abend bin ich hier, um der Welt und Gott zu sagen:
Italien, meine Liebe.
Ich, ich werde es nie müde der Welt und Gott zu sagen:
Italien, meine Liebe

Filiberto: Ich erinnere mich, als ich klein war, reiste ich viel mit der Phantasie,
ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie ich sie greifen könnte.

Pupo: Du konntest nicht zurückkehren, obwohl du gar nichts gemacht hast,
doch du hast dich nie mit denen verglichen, die wirklich gelitten haben.

Canonici: Ja, heute abend bin ich hier, um der Welt und Gott zu sagen:
Italien, meine Liebe.
Ich, ich werde es nie müde der Welt und Gott zu sagen:
Italien, meine Liebe.

Pupo: Ich glaube noch an Respekt, an die Ehrlichkeit eines Ideals,
an den Traum in der Schublade und an ein normaleres Land.

Filiberto: Ja, heute abend bin ich hier, um der Welt und Gott zu sagen:
Italien, meine Liebe.

Es gibt jedoch Hoffnung. Diese brillante Parodie von Elio e le Storie Tese entlarvt das Lied auf wunderbare Weise. Man achte auf die Ähnlichkeit der Melodie zu bekannten Liedern.

Übersetzung:
Anmoderation:
Lippi: Wir sind heute nicht zufällig hier. Denn dieses Stück wurde durch ein Gedicht inspiriert, das ursprünglich von UNSEREM Prinzen Emanuele Filiberto geschrieben wurde.
Moderatorin: Von IHREM Prinzen.
Lippi: UNSEREM, natürlich von allen. Ein Gedicht, das später von Ghinazzi mit apokryphen Einflechtungen in ein Lied umgewandelt wurde.
Moderatorin: Ghinazzi, Künstlername Pupo (ital. für Puppe, Marionette).
Lippi: Pupo genannt
Moderatorin: Eine Sache möchte ich Sie fragen. Jenseits der Interpretation des Gedichtes, kann man das sagen, dass nicht alle Töne getroffen werden?
Pupo: Was?!
Die Töne nicht treffen?
Moderatorin: Einige Experten meinen...
Pupo: So nicht!
Er ist zum Singen hier. Für uns Monarchisten ist er unser Herrscher. Deshalb ist der Gesang zweitrangig. Wenn Präsident Napolitano in San Remo singt und daneben greift, sagt niemand, dass er ein schlechter Präsident sei.
Filiberto: Republikaner! (Im Sinne von Demokraten).
Pupo: Haben Sie verstanden? Lassen Sie also unseren Herrscher in Frieden.
Moderatorin: Ich ziehe das zurück. Wir haben heute also die Gelegenheit das zu hören, das anfänglich der Wille des Herrschers war...
Filiberto: ... in seiner Gesamtheit.

Lied:
Ich glaube immer noch ans Futur und noch mehr ans Plusquamperfekt,
der Konjunktiv ist nicht meine Stärke. Unterzeichneter: Lele Filiberto
Ich glaube an meine Kultur und das erklärt so einiges
und wenn ich euch traurig und düster erscheine, fragt Pupo warum.

Ja, heute abend bin ich hier und ich singe an eurer statt und schreie dabei wie ein Monster.
Ja, heute abend bin ich hier und wenn ihr mich auspfeift, erschießt euch mein Papa.

Ich erinnere mich als ich klein war, reiste ich im Hubschrauber.
Wenn mein Urgroßvater wüsste, dass ich Tänzer bin.
Ich konnte nicht zurückkehren, auch wenn ich nichts gemacht habe.
Ich wollte nicht arbeiten und in der Tat habe ich nichts gemacht.

Ja, heute abend bin ich hier und ich singe an eurer statt und schreie dabei wie ein Monster.
Ich gebe euch einen Ratschlag auf den Weg: Wählt die Monarchie. Dann regiere ich.

Ja, ich schwimme in Milliarden
und da ich ein Savoiardo bin, (das ist eine Marke für Löffelbiskuit, aber auch gleichzeitg der Name des Königshauses)
tunke ich mich in den Kaffee.


Mittwoch, 24. Februar 2010

Zitat der Woche




If you are a bitch, hide it!

- Tyra Banks